Lieber ein Praktikum in einem großen oder einem kleinen Unternehmen?

Nachdem man die Entscheidung getroffen hat ein Praktikum zu absolvieren, steht die große Frage im Raum wo genau dieses durchgeführt werden soll. Dabei kann man grob zwischen zwei Arten von Unternehmen unterscheiden: große, bekannte Unternehmen und kleine bis mittelständige Unternehmen. Beide Arten unterscheiden sich wesentlich von einander, indem ganz andere Erwartungen vom Unternehmen an dich, aber auch andersherum von dir an das Unternehmen gestellt werden.
Eine kleine Hilfestellung in Form einer einfachen Gegenüberstellung habe ich für euch im Folgenden zusammengefasst:
Vorteile eines Praktikums in einem großen, bekannten Unternehmen sind folgende:
- Der erste und für viele sicherlich auch ausschlaggebende Punkt ist natürlich der Name. Ein großer Name wie Bosch, Mercedes und Beiersdorf sticht natürlich heraus und kann euren Lebenslauf ungemein attraktiv machen. Vor allem bei traditionellen Unternehmensberatungen und Rechtsanwaltskanzleien können bekannte Unternehmen das Tor zur gewünschten Anstellung sein. Große Firmen, die täglich einen 50cm Stapel zu bearbeiten haben, fliegen Bewerbungen häufig nur schnell durch. Ein großer Name sticht da natürlich heraus und bekommt eher einen zweiten Blick geschenkt. Ein Design-Praktikum bei Disney wird euch da wahrscheinlich weiterbringen als bei der Boutique um die Ecke.
- Die Chance, dass ihr in ein bereits perfekt ausgeschliffenes Programm kommt ist deutlich höher. Praktikanten geben sich in großen Firmen quasi die Klinke in die Hand, daher werden diese Unternehmen auch viel Erfahrung im Umgang mit Praktikanten aufweisen können. Dementsprechend werden euch immer perfekt auf euch zugeschnittene Aufgaben gestellt und das in einem angemessenen Zeitrahmen
- Mit einem ausgeklügelten Praktikantenprogramm kommt häufig auch ein erfahrener Mentor einher. Das Ziel eines Praktikums ist im Allgemeinen mehr über Arbeitsabläufe und deren Ausführung zu erfahren und neue Fähigkeiten zu erwerben bzw. vorhandene zu erweitern. Ein erfahrener Mentor, dem bereits alle möglichen Fragen in den Bauch gefragt wurden und der jede erdenkliche Situation bereits miterlebt hat, wird euch wahrscheinlicher bei Problemen helfen können und euch jeden zielführenden Lösungsweg nennen können.

Natürlich gibt es aber auch die andere Seite der Medaille:
- Bei großen Unternehmen gibt es selbstredend auch viele Praktikanten, die in dem Unternehmen ein- und ausgehen. Dass man damit recht einfach austauschbar ist, sollte schnell klar sein.
- Aus dem großen Stapel an Bewerbungen werden nur die besten Praktikanten ausgewählt, doch für die Aufgaben, mit denen sie anschließend konfrontiert werden, sind sie oft überqualifiziert. Nicht selten bekommt man eine Fülle an „typischen Praktikantenaufgaben“, die nicht allzu anspruchsvoll sind, die jedoch eine Menge Zeit in Anspruch nehmen und aus genau diesem Grund an Praktikanten weitergeleitet werden.
- Recht schnell kann man einen Überfluss an Bürokratie auf der Einen und einen Mangel an Eigenständigkeit und Freiräumen bei der Bewältigung seiner Aufgaben auf der anderen Seite feststellen. Dies fällt besonders dann auf, wenn augenscheinlich banale Fragen und Aufgaben mehrere Stationen durchlaufen müssen, bevor sie ihr Ziel erreichen, was schnell zu Frustration führen kann.
- Erledigt man seine Aufgaben gut und im vorgegebenen Zeitfenster, darf man sich nicht allzu große Hoffnung auf überschwängliches Lob machen. Erledigt man seine Aufgaben umgekehrt wiederum nicht den Anforderungen entsprechend oder im vorgegebenen Zeitfenster, darf man auch nicht auf zu viel Verständnis hoffen.
- Jeder Praktikant hofft natürlich an sein Praktikum anschließend auf ein Stellenangebot dieses Unternehmens oder zumindest auf ein paar gute Kontakte. Die Chance, dass dies auch wirklich passiert, ist jedoch verschwindend gering. Man muss nicht nur doppelt so hart wie alle anderen Praktikanten arbeiten, sondern auch zehnmal so gut sein wie sie, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
- Auch auf ein persönliches Verhältnis mit seinen Vorgesetzten darf man sich nicht allzu große Hoffnungen machen. Das Arbeitsklima ist häufig rein professionell und bleibt bis zum Ende des Praktikums auch so.
- Der Supervisor, der einem bei dem Praktikum helfen soll, ist in den seltensten Fällen immer ansprechbar und manchmal noch seltener auffindbar, da er selbst viele Aufgaben zu erledigen hat und nicht viel Zeit hat.
- Allgemein ist der eigene Einflussbereich sehr überschaubar. Die Verantwortung, die einem übertragen wird, genauso wie die Zuständigkeiten, halten sich in Grenzen, da es genug Angestellte gibt, die die wichtigeren Entscheidungen treffen können.
- Manchmal hat man dann auch gar keine Aufgaben zu erledigen und muss sich selbst über den Tag hinweg beschäftigen.

Zum Vergleich dazu die Vorteile eines Praktikums in einem kleinen Unternehmen:
- Anders als in einem großen Unternehmen, wo oftmals nur das Nötigste im eigenen Aufgabenbereich getan wird und pünktlich Feierabend gemacht wird, nimmt man bei einem kleinen Unternehmen oft eine große Herausforderung an, da man hier nicht nur einen, sondern ermutigt wird gleich mehrere Schritte weiterzugehen und sich um ein vielfaches mehr zu engagieren. Dadurch wird man auch mental viel mehr herausgefordert.
- Das Budget ist meist gering und die Menge an Arbeit groß. Oftmals kann sich ein kleines Unternehmen keinen weiteren Mitarbeiter leisten und stellt daher einfach einen Praktikanten ein. Dieser bekommt so viele verschiedene anspruchsvolle Aufgaben zugewiesen, die es alle zu erledigen gilt. Damit geht aber auch einher, dass man mehr Verantwortung übertragen bekommt und interessantere Aufgaben und Projekte zu bearbeiten kann.
- Man wird daher auch nicht nur als ein Praktikant angesehen, der Kaffee kocht, sondern kann sich richtig im Unternehmen miteinbringen. Man kann seine eigenen Ideen vorstellen und hat eine große Chance, dass diese auch Gehör finden.
- Denn man arbeitet mit den Leuten zusammen, die auch die großen wichtigen Entscheidungen treffen. Man kann ihnen dabei zusehen, auf welcher Basis sie welche Maßnahmen und Beschlüsse treffen und ausführen.
- Dadurch wiederum ist auch der Weg zum erledigen der eigenen Aufgaben viel kürzer und man muss nicht erst 100 Stationen durchlaufen, ehe man den nächsten Schritt gehen kann.
- Mit seinen frischen Ideen wird man schneller wertgeschätzt und bekommt dies auch gezeigt.
- Man wird viel mehr in das Unternehmen eingebunden und weiß welche Projekte gerade bearbeitet werden. So bekommt man einen guten Überblick nicht nur darüber, wie das Unternehmen funktioniert und aufgebaut ist, sondern kann auch jeden einzelnen Ablauf einsehen und nachvollziehen.
- Man bekommt so echte praktische Erfahrung in der realen Welt.
- So wird man aber auch dem kompletten Unternehmensalltag ausgesetzt. Dies bedeutet, dass man quasi ein on-the-job training hat und man schnell weiß, was man nicht weiß.
- Man kann auf diese Art viel mehr Erfahrungen sammeln, mehr lernen, seine bereits vorhandenen Fähigkeiten ausbauen, mehrere neue Fähigkeiten gleichzeitig erlernen und als Mensch wachsen. Gleichzeitig lernt man auch viel über sich selbst. Man merkt, wo vielleicht noch versteckte Skills in einem liegen und wo genau seine Interessen liegen und kann diese daraufhin gezielt fördern.

Auch bei kleinen Unternehmen gibt es selbstverständlich Nachteile:
- Der größte Nachteil ist wahrscheinlich das Verschwimmen von Grenzen, vor allem was seinen Arbeitsbereich angeht. Man wird dabei gebeten Aufgaben zu erledigen, die nicht in der Stellenbeschreibung waren.
- Auf der persönlichen Ebene kann man das Ineinderfließen von klaren Linien als Nachteil, aber manchmal auch als Vorteil sehen – je nachdem wie gut man mit seinen Vorgesetzten zurechtkommt und ob man das überhaupt will. Manchmal kann ein freundschaftliches Verhältnis von Nachteil sein, vor allem dann, wenn man mit bestimmten Aspekten seines Praktikums unzufrieden ist und man zu befangen ist, um es seinem Vorgesetzten mitzuteilen.
- Auch das gesamte Praktikum an sich kann manchmal unorganisiert und unstrukturiert sein. Wichtig ist es, sich vorher genau nach seinen Aufgaben zu informieren.
- Der zukünftige Arbeitgeber muss sich über eure Praktikumsunternehmen erst einmal informieren. Er wird wahrscheinlich nicht auf Anhieb wissen, in was für einer Firma ihr euer Praktikum gemacht habt. Allerdings ist es auch oftmals so, dass sich der Arbeitgeber nicht die Mühe machen wird, sich intensiv damit zu beschäftigen und sich nur euer Empfehlungsschreiben durchlesen wird. Dieses muss daher wirklich glänzend sein.
Das war meine kleine Gegenüberstellung. Sowohl ein Praktikum in einer großen, als auch in einer kleinen Firma hat seine Vor- und Nachteile. Am Ende des Tages muss man für sich selbst herausfinden, was man von seinem Praktikum erwartet und was es einem bringen soll. Ist man sich dessen klar, sollte die Wahl des Unternehmens schnell gefallen sein.
Allen Punkten zum Trotz, ist diese Gegenüberstellung natürlich nicht auf jedes einzelne Unternehmen übertragbar, denn Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Wenn auch Du Erfahrungen in einem Praktikum, egal ob in einem großen oder in einem kleinen Unternehmen, sammeln möchtest, dann bewirb Dich hier!